Der Wald (4) – Unsere Heimat
Thomas Nawroth/ Mai 23, 2023/ Entspannt, Gesund
Lunge unserer Erde
Wie wertvoll der Wald für den Menschen ist, wurde in den voran gestellten Blogberichten bereits zur Sprache gebracht. Unter anderem wurde erwähnt, dass der Wald eine äußerst beruhigende Wirkung auf den Menschen ausübt. Nicht ohne Grund greifen japanische Mediziner auf Shinrin Yoku, wie Waldbaden dort genannt wird, sehr gerne zurück. Doch der Wald hat darüber hinaus noch weitreichendere Fähigkeiten, die für die Gesundheit des Menschen von Vorteil sind.
Wie bekannt ist, kann eine einzelne Buche, je nach Alter und Größe, bis zu 500 Liter Sauerstoff pro Tag produzieren. Bäume transportieren ihr Wasser durch einen ausgeklügelten Kapillareffekt, von den Wurzelspitzen, bis in das höchste Blatt der Baumkronen. In gleicher Weise können Buchen bei starkem Regenfall, bis zu 500 Liter Wasser in sich aufnehmen. Sobald der Regenschauer vorbei ist, geben sie das Wasser, wieder ab.
Mit Sicherheit ist es dir schon aufgefallen, dass sich große Nebelfelder über den Wäldern ausbreiten, nachdem es aufgehört hat zu regnen. Das, was zu sehen ist, sind die Verdunstungsschleier des Wassers, was die Bäume nach und nach wieder aus ihren Blättern verströmen lassen. Nach einem heftigen Regenguss können wir sehr intensiv die Duftstoffe des uns umgebenden Habitats riechen. Es ist ein wahrer Cocktail von Duftstoffen, der uns um die Nase weht.
Für uns ist es in der heutigen Zeit unvorstellbar, dass die Menschen des 19. Jahrhunderts die sehr „dicke“ Waldluft, besonders nach einem heftigen Regenguss, für gesundheitsgefährdend hielten. In der Vorstellung der damaligen Menschen des vorletzten Jahrhunderts, wäre es unmöglich für den Menschen, eine so „dicke“ Luft überhaupt atmen zu können. Heute wissen wir es besser, dank umfangreicher Forschungsergebnisse.
Wasser ist und bleibt das Lebenselixier aller Lebewesen. Ohne Wasser gäbe es kein Leben auf unserem Planeten. Denn das gesamte Leben, wie es sich uns heute zu präsentieren versteht, hatte ursprünglich die Meere als Lebensraum, bis es vor mehreren Millionen von Jahren einer Alge gelang, das Sonnenlicht mit Hilfe der Fotosynthese zu verarbeiten. Als es dieser Urpflanze, dem Vorfahren aller Landpflanzen gelang, begann sie sich auf der damals leeren Erde auszubreiten. Bis heute benötigen alle Lebewesen Wasser für ihre Existenz, so auch unsere Bäume.
Seit der Zeit, da sich die Uralge das einst unfruchtbare, heiße Land erobert hatte, entwickelten sich unzählige Pflanzenarten, aus denen später die Urwälder unserer Welt wurden. Wie in einem der vorherigen Blogberichten geschildert wurde, kann der Kapillareffekt jedoch nur dann durchgeführt werden, wenn alle Kapillargefäße eines Baumes vollständig vorhanden sind und es keine Lücke zwischen den einzelnen Wassermolekülen gibt. Sobald die Borke eines Baumes tiefgreifend geschädigt ist, ob durch einen Specht oder den Borkenkäfer, ist das Ende eines Baumes über einen längeren Zeitraum hinweg besiegelt.
Jeder, der regelmäßige Waldspaziergänge durchführt, wird bemerkt haben, dass der Wald im Winter vollkommen anders riecht, als es im Frühling, Sommer oder Herbst der Fall ist. Es ist das Wasser, das in den Wintermonaten in den Bäumen fehlt und damit auch die Geruchsmoleküle nicht an die Atemluft weitergibt.
In der Tat führen die Bäume in den kälteren Monaten einen Winterschlaf durch und ernähren sich von dem Zucker, den sie mit Hilfe der Fotosynthese in ihren Wurzeln eingelagert haben. Wasser gefriert, wie bekannt ist. Gesetzt den Fall, die Bäume würden den Kapillareffekt über die Wintermonate weiter aufrechterhalten, bestünde die Gefahr, dass das Wasser in den Bäumen gefriert und die Bäume hierdurch regelrecht aufplatzen würden.
Der besonders wertvolle Effekt für uns Menschen, was die Qualität der Atemluft innerhalb des Waldes betrifft, findet kurz nach einem längeren Regenschauer statt. Die Bäume sind wahre Schluckspechte und saugen gierig das Wasser mit Hilfe ihrer Wurzeln auf, um es bis in die obersten Blätter im wahrsten Sinne des Wortes hinein zu pumpen. Der Kapillareffekt kommt hierbei in dem Sinne zustande, dass jedes einzelne Wassermolekül, das die Bäume über die Blätter abgeben, über die Wurzeln wieder in jedes einzelne Blatt hinauf gepumpt wird. Es ist im Grunde genommen ein ständiger Wasserkreislauf, der innerhalb des Baumes durchgeführt wird.
Mit diesem Wasserkreislauf nimmt jedes Wassermolekül auch die individuellen Duftstoffe jedes einzelnen Baumes auf. Sobald das Wassermolekül über die Blattöffnungen abgegeben wird, verflüchtigen sich die Moleküle.
Das Wasser, was durch den Baum fließt und über die Blätter wieder abgegeben wird, so die Wissenschaftler, ist das reinste Wasser der gesamten Welt. Wasser besteht aus zwei Molekülen Wasserstoff und einem Molekül Sauerstoff. Unsere atembare Luft hingegen besteht aus zwei Molekülen Sauerstoff und einem Molekül Wasserstoff. Jeder Mensch besteht aus 70 % Wasser und benötigt, wie jedes andere Lebewesen, Wasser zum Überleben.
Unsere Lunge ist unter anderem dafür verantwortlich, dass wir die notwendige Luft aufnehmen können, um unseren Organismus mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Unser Gehirn ist auf diesen Sauerstoff angewiesen, um richtig arbeiten zu können. Je sauberer die atembare Luft ist, umso besser für das Wohlbefinden des Menschen. Besonders für Allergiker, unter anderem Asthmatiker, ist ein Waldspaziergang, kurz nach einem Regenguss, besonders geeignet, um das allgemeine Wohlbefinden wieder herzustellen. Denn er bewegt sich im Grunde genommen durch die reinste Atmosphäre, die mit Hilfe der Bäume regelrecht gewaschen worden ist.
Die Bäume sind auch dafür verantwortlich, dass genügend Wasser von den Küsten ins Landesinnere transportiert wird. So unglaublich es auch erscheinen mag, stehen alle Bäume – weltweit – in einem engen Kontakt zueinander, indem der Wasserstoffgehalt in Form von Wolken, weitergetragen wird. Anhand dieser Situation sollte es jedem Einzelnen bewusst werden, was wir uns Menschen selbst antun, wenn ganze Wälder in Südamerika, am Amazonas, einzig und allein zur Gewinnung von neuem Ackerland abgeholzt werden. Wir berauben uns damit auf lange Sicht hin, der atembaren Luft und unterbrechen darüber hinaus die Weiterleitung notwendiger Luftfeuchtigkeit zur Erhaltung unserer eigenen Wälder.
Neben dem reinsten Wasser, was aus den Bäumen, nach einem Regenguss entweicht, wirken auch manche Moleküle gelöster Stoffe innerhalb des Waldes beruhigend auf unseren Organismus. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der Atemluft im Wald um den reinsten Sauerstoff handelt, können weitere wohltuende Bestandteile innerhalb dieser Luft, sehr leicht von unserer Lunge aufgenommen werden. Diese werden aufgrund ihrer Feinstofflichkeit sofort an den Organismus abgegeben und an die notwendigen inneren Organe, mit Hilfe des Blutkreislaufs, weitergeleitet. In relativ kurzer Zeit fühlen wir uns Menschen sehr wohl in einem von Wasser getränkten Wald.
Jeder Wald, unerheblich, wo er sich auf unserem Planeten auch befinden mag, kann somit tatsächlich als die Lunge unserer Erde assoziiert werden. Denn alle Lebewesen unseres Planeten, so auch wir Menschen, partizipieren von der Reinheit der uns umgebenden, ‟gewaschenen” Luft, was wiederum zur Gesundheitsförderung beitragen kann.
Unser Tipp des Tages. Begeben Sie sich kurz nach einem Regenschauer, sofern es Ihnen zeitlich und auch räumlich möglich ist, in den nächsten gewässerten Wald. Etwas Besseres können Sie für Ihr Wohlbefinden nicht praktizieren.