Der Wald (2) – Unsere Heimat

Thomas Nawroth/ April 2, 2023/ Entspannt, Gesund

Ein Mann steht vor prähistorischen geschnitzten Holzpfählen in einem Museumsdorf

Kirche der Natur

Es ist unerheblich, wie weit sich der Mensch im Verlauf der zurückliegenden Jahrtausende weiter entwickelt hat. Was viele vergessen haben, ist die Tatsache, dass jeder Einzelne ein Teil der ihn umgebenden Natur ist und auch weiterhin bleiben wird. Bei uns Menschen handelt es sich um spirituelle Wesen, die zu Beginn ihrer Evolution, sehr eng mit der Natur im Verbund lebten, woraus sich eine individuelle Kultur entwickelte. Bevor sich der Mensch vom afrikanischen Kontinent in Richtung Norden und damit auch nach Europa begab, handelte es sich um einen Bewohner des Waldes. 

Unbenommen der kontinuierlichen Weiterentwicklung war der Wald für den Menschen, ein spiritueller Ort, an dem er neue Kraft für die Herausforderungen des Alltags schöpfen konnte. Im Einklang mit der Natur, verlief das Leben unserer Vorfahren, trotz aller Widrigkeiten, dennoch geruhsamer, als das in unserer hoch technisierten Welt der Fall ist. 

Der Mensch lebte nicht nur in der Natur, sondern auch von der Natur. Werden und Vergehen bildeten den Kreislauf des Lebens unserer Vorfahren und führten zu einem natürlichen Verständnis, was den Tod jedes Einzelnen angeht. Die Seelen der Verstorbenen existierten weiter in der umgebenden Natur und manifestierten sich auf mancherlei Art innerhalb der Wälder des nördlichen Europas. Dieses natürliche Verständnis änderte sich mit der Entstehung der ersten Zivilisationen im Mittelmeerraum. Immer mehr entfernte sich der Mensch von der Natur und gestaltete das Leben nach neuen Maßstäben. Obwohl er immer ein Teil der ihn umgebenden Natur bleiben wird, machte er sich die Landschaft, in der er beheimatet war, untertan. Natur wurde zurück gedrängt und durfte sich nur noch dort entfalten, wo es dem Menschen gefiel. Die Zivilisation des einstigen römischen Reiches steht gerade hierbei Pate.

Es dauerte nicht lange, bis der Mensch eine Einteilung seiner damals bekannten Welt durchführte und damit eine Trennung der Kulturen praktizierte. Plötzlich gab es die sogenannten Naturvölker, im Gegensatz zu den Kulturvölkern. Und je mehr sich der Mensch weiter entwickelte, um so größer wurde die Kluft zwischen Mensch und Natur. Damit vollzog sich auch eine Transformation der Verhaltensweise des Menschen zur Natur. Was von nun an stattfand, war die Ausbeutung der Natur und damit der vorprogrammierte Raubbau der natürlichen Ressourcen.

Auch die Art der Spiritualität veränderte sich. Im Gegensatz zu den Bewohnern des nördlichen Europas, verstand sich der Mensch innerhalb der antiken Welt plötzlich als die Krönung der Schöpfung. Zur Ausübung der Spiritualität erbaute er Tempelanlagen, in denen er den Zugang zur geistigen Welt suchte. Im Gegensatz dazu, lebten die Menschen des nördlichen Europas weiterhin sehr eng mit der Natur im Einklang und sahen die Natur weiterhin als den Sitz der Götter an, besonders in den tiefen Wäldern, in denen es „magische“ Orte gab, an denen der Mensch der Naturreligionen den Zugang zu den Göttern suchte.

Mit der Ausbreitung des römischen Reiches Richtung des nördlichen Europas, trafen zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander. Während dieser Zeit zeigte sich ganz besonders, wie weit sich die römische Zivilisation bereits von der Natur entfernt hatte. Die römischen Soldaten hatten regelrecht Angst vor den unerforschten tiefen Wäldern, über die sich nicht selten während der kälteren Jahreszeit, für die römischen Legionen unheimliche Nebel legten. Nach dem Verständnis der zivilisierten römischen Kultur war der Wald eine von Geistwesen durchwirkte Welt und die Heimat von unheimlichen Elfen, Kobolden, den skandinavischen Nöcken, Hexen und grimmigen Zwergen, denen man nicht begegnen sollte. Jene Menschen, die in diesen unheimlichen Wäldern ihre Heimat hatten, wurden von Seiten der Römer als Barbaren bezeichnet.

Durch die Ausbreitung des römischen Reiches, gelangte letztendlich auch das Christentum in die Region der nördlichen Gebiete Europas. Waren es zuvor zwei Kulturen gewesen, die plötzlich aufeinander trafen, so begegneten sich mit einem Mal zwei Religionen, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Mit Feuer und Schwert gingen die Kulturvölker gegen die angeblichen Barbaren vor und trieben den christlichen Glauben mit aller Gewalt im nördlichen Europa voran. Vordergründig nahmen die Menschen den christlichen Glauben wohl an, doch im Verborgenen huldigten sie weiterhin ihren alten Gottheiten. Womit die Eroberer nicht gerechnet hatten, dass sich die heidnische Kultur der einstigen Kelten und Germanen bis in unsere Tage hinein erhalten hat.

Während der Zeit der zwangsweise voran getriebenen Christianisierung war es den Menschen verboten, ihren alten Gottheiten zu huldigen, sich an den alten geheimen Orten, den heiligen Hainen, Mooren und Sümpfen zu treffen. Dennoch praktizierten die Menschen des Nordens auch weiterhin im Verborgenen ihre alte Religion. Die einstigen Missionare waren machtlos dagegen und stülpten der Einfachheit halber einen Deckmantel über die neue Art des nördlichen Christentums, der im Gegensatz zu den südlichen Gefilden Europas, völlig anders ist.

Bis in unsere Tage hinein hat sich das alte Wissen einer mit Gewalt unterdrückten spirituellen Welt erhalten. In den Märchen der Gebrüder Grimm, den sogenannten ‟Volksmärchen” ist das alte Wissen unserer Vorfahren bis heute erhalten. Wer kennt es nicht, das Märchen des sogenannten ‟Rumpelstielzchens”:

Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hole der Königin ihr Kind.
Ach wie gut das niemand weiß, dass ich Rumpelstielzchen heiß!

Bei dem sogenannten Rumpelstielzchen, dass mitten im Wald heimlich beobachtet wird, handelt es sich in Wirklichkeit um einen Druiden, der in der Vorbereitung eines keltischen Jahreskreisfestes ist. Jeder Druide, ein Priester der einstigen keltischen Naturreligion, musste sein eigenes Bier brauen, das eigene Brot backen. Zudem wurde der erste männliche Nachkomme dem Druiden in die Lehre gegeben, (bezeichnend die Sage von König Artus und seinem Lehrer, dem keltischen Priester Merlin).

Wer kennt sie nicht, die Episode der Herrin vom See in der Artussage, die das besondere magische Schwert des König Artus – Excalibur – nach dessen Tod zurück erhält und angeblich bis heute in Verwahrung hat. Besonders beliebt der Roman – Die Nebel von Avalon – geschrieben von Marion Zimmer Bradley, die von einer geheimen Insel berichtet, auf die der danieder gestreckte König Artus gebracht wird. Eine Insel mitten im Wald, umgeben von einem geheimnisvollen See.

Unsere Welt hat sich im Verlauf der zurückliegenden Jahrtausende massiv gewandelt. Was jedoch erhalten geblieben ist, sind Relikte einer alten Naturreligion. Durch die Entwicklung der innovativen Technik, besonders jener der digitalen Medien und deren Nutzung, ist unsere Welt sehr schnelllebig geworden. Mehr denn je bemerken immer mehr Menschen, dass sie an den Rand ihrer natürlichen Grenzen stoßen. Inmitten einer Welt der kumulierenden Reizüberflutung, einhergehend mit einer ungebremsten Schnelllebigkeit, befinden sich immer mehr Menschen auf der Suche nach Rückzugsmöglichkeiten, an denen sie Ruhe und Entspannung finden.

Es ist kein Wunder, dass sich das Waldbaden gerade in unserer modernen, (modernden) Zeit, für immer mehr Menschen zu einem beliebten Ausgleichsprogramm wider dem Stress entwickelt hat, besinnt sich der Mensch doch auf die Wurzeln seiner eigenen Spiritualität, die bis weit in die Vergangenheit zurück reicht. Nicht ohne Grund gibt es immer mehr „Waldkirchen“ zu denen sich Menschen magisch angezogen fühlen.

Die Wälder unserer Welt bieten mehr als alle von Menschen erbauten Kathedralen, Dome und Kirchen. Betrachtet man sich den Verlauf der Geschichte, wird es dem aufmerksamen Beobachter auffallen, dass die Natur immer wieder als Sieger hervor gegangen ist. An dieser Situation wird sich nie etwas ändern. Die Natur kann ohne den Menschen leben, der Mensch jedoch nicht ohne die Natur.

Wir sind Waldmenschen, jedoch haben wir im Laufe der Zeit durch die immer größere Ausbreitung der Städte das alte Wissen und die Schönheit der Natur aus den Augen verloren.

Das wusste bereits Georg Christoph Lichtenberg, (01.07.1742 bis 24.02.1799), Professor für Experimentalphysik im Zeitalter der Aufklärung zu bemerken. Seit dieser Zeit hat sich nichts geändert und wird nichts an Wahrheit verlieren, so lange es Menschen auf diesem Planeten gibt. Unsere Welt wird sich weiter verändern. Im Gegensatz zum Menschen beherrscht die Natur die Fähigkeit des Wartens. Denn sie hat Zeit genug.

Der Wald ist die Kirche der Natur, von der wir Menschen immer wieder sehr viel lernen können. Es ist der größte Fehler des Menschen sich zur Krönung der Schöpfung aufzuschwingen. Je weiter sich unsere Spezies entwickelt, umso mehr weiß die Natur uns die Grenzen des Möglichen aufzuzeigen.

Auch ohne religiösen Hintergrund oder spirituelle Praktik kann der Aufenthalt in der Natur dem Menschen Erholung, Entspannung und neue Kraft für den Alltag schenken. Sofern Du die positiven Wirkungen für Deine Gesundheit kennen lernen möchtest, landen wir dich herzlich ein an unserer Meditativen Wanderung mit Waldbaden teilzunehmen und „Dr. Wood“ zu konsultieren. Jeden letzten Sonntag von März bis Oktober. Termine findest du unter Angebote/Termine

Wir freuen uns auf Dich!

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